Ist das das Paradies oder doch nur Peru?

Hallo liebe Leser. Vielen Dank für euer Interesse an, und eure Kommentare zu meinem Blog! Ich grüße euch aus Pucallpa!

Donnerstag, 26. Mai 2011

Bäume zählen in Roya und Dos de Mayo

Die außergewöhnlich starke Regenzeit hat in den letzten Monaten AIDER Ausfahrten in die indigenen Gemeinden stark eingeschränkt. Nun ist die Regenzeit so gut wie vorüber, die Wasserstände des Rio Ucayali und seiner Nebenflüsse haben sich wieder normalisiert und endlich kann wieder in den Gemeinden gearbeitet werden. Für mich hieß das, dass es endlich mal wieder auf Reisen ging.

Am Donnerstag, den 12.05. traf ich mich um 7 Uhr morgens mit drei Kollegen im AIDER Büro. Wir hatten jede Menge Gepäck und schafften es mit zwei Mototaxis in den Hafen. Nach einigen letzten Erledigungen sollte es dann mit dem Peke Peke von AIDER flußaufwärts nach Roya gehen. Sollte ist genau das richtige Wort, denn AIDER wäre nicht AIDER, wenn eine Ausfahrt zum geplanten Zeitpunkt los ginge. Diesmal war der Motor unseres Bootes auf einem schwimmenden Haus im Hafen eingeschlossen, dessen Besitzer nicht da war. Für uns hieß das, dass es heute definitiv nicht mehr losgehen würde. Die Reise wurde also auf Freitag verschoben. Ich schlug mir den Tag mit zwei von meinen Kollegen im Hafen rum, indem wir den ganzen Tag versuchten, den Besitzer des schwimmenden Hafen-Hauses zu finden. Den Donnerstasg Abend verbrachte ich dann mit meinen Mitbewohnern in unserer Stammdisko. Als ich am nächsten Morgen aufwachte musste ich mit Schrecken bei einem Blick auf mein Handy feststellen, dass es schon halb 1 war. Der Vorabend war doch länger als gedacht und ich hatte wohl meinen Handywecker überhört. In der Sorge, dass meine Kollegen vielleicht schon ohne mich losgefahren waren, rief ich sofort im Büro an, um feststellen zu müssen, dass die Reise noch einen Tag nach hinten verschoben wurde – Grund: Regen. So hatte ich noch einen entspannten Büro-Nachmittag, danach eine erholsame Nacht, um dann Samstag Morgen endlich loszufahren.

Wir fuhren den ganzen Tag flussaufwärts und kamen erst spät in Roya an. So eine Flussfahrt in einem kleinen Boot ohne schattenspendendes Dach ist wirklich nicht ohne. Die Sonne brannte den ganzen Tag vom Himmel und der Hintern tat schon schnell vom sitzen weh. Nichts desto trotz kamen wir alle unversehrt in Roya an. Roya ist eine relativ große Gemeinde. Sie ist seit Februar dieses Jahres FSC zertifieziert und der Job von meinen Kollegen und mir war es, im Fortsgebiet eine Baumzählung durchzuführen. Dafür wollten wir ein Team, bestehend aus uns und 12 Comuneros (Bewohner der Gemeinde) aufstellen. Um das zu erreichen brauchten wir jedoch bis Mittwoch. In den indigenen Gemeinden tickt die Uhr einfach etwas anders als ich es aus Deutschland gewohnt bin. Gründe gibt es sicherlich viele. Einige davon mögen unverständlich sein und können einen leicht nerven, andere jedoch sind nur zu verständlich. So glaube ich persölnlich, dass viele Gemeinden einfach nicht sehr viel Vertrauen in das, was ihnen verschiedene NGO´s versprochen haben, stecken. Es gab einfach schon zu viele Versprechungen, die nicht eingehalten wurden.

Haupt"straße" von Roya

Wir vertrieben uns diese fast ausschließlich arbeitsfreien Tage mit Lesen, Essen und ich mit Angeln. So konnte ich auch meinen ersten „richitgen“ Fisch mit der Angel, die mein Vater mir mitgebracht hatte, fangen. Der Pyranha wurde noch am selben Abend gebraten und schmeckte sehr lecker!

Blick auf die Berge von "El Sira"

Mein weißer Piranya

Am Mittwoch morgen ging es endlich los zur eigentlichen Arbeit. Wir hatten eine etwa 10 Köpfige Gruppe zusammengestellt und fuhren mit zwei Peke Pekes etwa 2,5 Stunden in das Forstgebiet von Roya. An einem idyllischen und extrem fischreichen Fluss schlugen wir unser Lager auf. Das war endlich das Regenwald Abenteuer, das ich mir ausgemalt hatte als ich mich vor über einem Jahr aufgrund folgenden Satzes auf dieses Projekt beworben hatte: „Der Freiwillige sollte körperliche Fitness und Robustheit mitbringen und mit einfachen Unterkunftsformen im Busch zurecht kommen“. Die einfache Unterbringungsform war in diesem Fall ein Zelt und der Busch war ein wirklich schöner und recht ursprünglicher Wald. Wir blieben zwei Nächte, arbeiteten tagsüber sehr hart und aßen gemeinsam zum Abendessen frischen Fisch und Reis mit Bananen. Ich hatte auch endlich mal eine richite Aufgabe bekommen. Ich war Navigator und mit GPS und Kompass dafür verantwortlich, dass alle 100 Meter ein gerader, 700 Meter langer Gang mit Machete in den Wald geschlagen wurde. Eine sehr interessante und anspruchsvolle Arbeit. Es ist wirklich nicht leicht bei so viel Grün, so vielen Lianen, die kreuz und quer umherwuchern und nie mit mehr als 20 Metern Sichtweite die Orientierung zu behalten. Der Kompass hilft dabei auch nicht wirklich, denn hat man einmal seine Linie verlassen, kann der Kompass einen auch nicht mehr zurückführen. Hilfreicher war schon das GPS Gerät, doch auch dieses wurde von so vielen Faktoren gestört, dass das Augenmaß maßgeblich blieb. Am Ende der Zwei Tage war ich mir bewusst, dass meine Arbeit durchschnittlich war. Das hat mich wirklich sehr beschäftigt, wollte ich doch die Möglichkeit, endlich einmal eine richtige Arbeit zu haben, nutzen und sie sehr gut machen. Doch ich sollte in der nächsten Gemeinde noch einmal eine Chance bekommen.

Unser Camp im Wald von Roya



Die Tage im Wald waren echt super. Zwar sehr anstrengend, heiß und mit unendlich vielen Mücken, die einen an keinem Ort ohne sich zu bewegen ausharren ließen, doch sehr lehrreich. Waldarbeit – das ist im Amazonasgebiet sich bei 35 Grad und annähernd 100 Prozent Luftfeuchtigkeit, nur mit Machete und Gewehr (!!!) bewaffnet zu Fuß durch einen unglaublich dichten Wald zu kämpfen, ständig von irgend etwas gestochen zu werden und hinter jedem Baum eine neue Überraschung zu entdecken.


die grauen Süßwasserdelfine sind wesentlich häufiger, als die rosanen Exemplare zu entdecken

Zurück in Roya wurde uns gesagt, dass man einen meiner Kollegen mehrmals versucht hatte per Satelitentelefon zu erreichen. Es stellte sich heraus, dass er leider zurück nach Pucallpa musste um etwas im Büro zu erledigen. Wir waren also nur noch zu dritt. Eine letzte Nacht blieben wir noch in Roya. Dies war nicht irgendeine Nacht, sondern die Jahresfeier der Sekundar-Schule. Es wurde die ganze Nacht mit Hilfe eines Generators laut Musik gehört und bis in die Morgenstunden Mazato getrunken. Mazato ist ein typisches alkoholisches Getränk aus den Shipibo Gemeinden. Hierzu wird Yuca (Maniok) zerkaut und in Wasser gespuckt. Der Speichel lässt das Gemisch irgendwie Alkohol produzieren. Heraus kommt ein relativ saures und hochprozentiges Getränk. In Roya standen 300 Liter Mazato bereit und dem entsprechend wurde auch die Feier. Mir persönlich schmeckt Mazato aber nicht sonderlich gut und deshalb habe ich mich schon relativ früh in mein Zelt zurückgezogen.

Nach einer Woche in Roya ging es am Samsag Morgen 4 Stunden (für uns 6 Stunden, da wir den Weg nicht so gut kannten und uns einige Male im Gewirr der Ucayali Zuflüsse verirrt hatten) flussaufärts nach Dos de Mayo. Dos de Mayo ist im Vergleich zu Roya eine Mini Gemeinde. Nur 17 Häuser ziehen sich an einem zentralen Weg/Platz entlang. Ich hatte auch direkt das Gefühl, dass Dos de Mayo von den Gemeinden die ich bis jetzt besucht hatte, die wahrscheinlich am wenigsten entwickelte war. Die Häuser waren noch fast alle in traditioneller Form (ohne Wände) und es gab überhaupt keine Möglichkeit mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen.

Dos de Mayo

Die Gemeinde liegt unheimlich schön am Fuße der Berge des komunalen Reservats „El Sira“, wo sich noch echter jungfräulicher Regenwald befindet. Wir wurden sehr freundlich empfangen und bekamen direkt am ersten Abend eine Versammlung zustande. Ich war sehr guter Dinge, dass wir hier schneller als in Roya unsere Arbeit erledigen könnten. Am Sonntag gingen wir zunächst mit einem Comunero in das Forstgebiet und ermittelten den Bereich, den wir am Folgtag bearbeiten würden. Es sah alles sehr gut aus, doch am Montag morgen kam dann die Ernüchterung. Am Vorabend hatten viele Bewohner der Gemeinde getrunken und uns standen so nur 6 übernächtigte Männner zur Verfügung. Wir hatten eigentlich geplant, die Arbeit hier an einem Tag zu beenden, da das Forstgebiet mit nur etwa einer Stunde Fußmarsch im Vergleich zu Roya sehr dicht an der Gemeinde liegt, doch da hatten wir uns getäuscht. Wir schafften etwa zwei Drittel und plädierten an die Männer, dass wir am nächsten Morgen noch einmal für einen halben Tag in den Wald gehen würden. So weit so gut. Wir waren am nächsten Morgen um 7 Uhr startklar. Als bis 10 Uhr nur ein einziger Comunero aufgetaucht war (der, der uns schon am Sonntag in den Wald geführt hatte) beschlossen wir, die Arbeit also nur zu viert durchzuführen. Hinter der ersten Kurve nach der Gemeinde trafen wir dann auf alle anderen Männer der Comunidad und sahen sofort den Grund für ihr nicht-Erscheinen – es gab mal wieder Mazato. Wir waren schon ein bisschen genervt von der Situation – man hätte uns ja wenigstens bescheid sagen können. Letzten Endes erklärte sich noch ein weiterer Comunero bereit, mit uns zu gehen. Glücklicherweise schafften wir noch die gesamte Arbeit vorm Sonnenuntergang.

Dieses Erlebnis zeigt mir auf eine Neues, dass man unsere Vorstellungen von Arbeit oder nicht-Arbeit einfach nicht mit denen der Shipibos vergleichen kann. Aus diesem Grund kann ich mir eigentlich auch gar nicht das Recht hinaus nehmen, darüber zu werten, welche Einstellung jetzt besser oder schlechter ist, obwohl ich zugegebenermaßen in diesem Moment wirklich genervt war. Da man aber doch immer irgendwie zu Wertungen und der Ermittlung von Recht und Unrecht neigt, möchte ich eine kleine Geschichte erzählen: Vor einiger Zeit kam eine gewisser „Walter S.“ nach Dos de Mayo. Er hatte mit einer Gruppe von Comuneros eine Baumzählung im gleichen Gebiet, wie wir es gemacht hatten, durchgeführt. Er versprach der Gemeinde wie es viele Leute hier machen Geld. Fakt ist, dass bis heute ganze fünf Bäume gefällt wurden, die Gemeinde kein Geld erhalten hat und Walter wie vom Erdboden veschluckt ist...und: AIDER glänzte in Dos de Mayo übrigens durch mehrmonatige Abstinenz, was wohl auch an der Glaubwürdigkeit des Projekts zweifeln ließ. Nun kann sich jeder von ihnen und euch, liebe Leser, ein eigenes Urteil bilden.

In Dos de Mayo war die Arbeit auf jeden Fall auf rein technischer Ebene noch schwerer als in Roya. Das GPS Signal war unglaublich schlecht und das Gelände war auf Grund von vielen kleinen, aber sehr steilen Bergen, zwischen denen sich tief eingeschnittene Bäche hindurchzogen, sehr schwierig. Mein Weg war also nicht viel geradliniger als in Roya, doch mein Kollege sprach mir Mut zu. Es gab in der Vergangenheit wohl schon Kollegen, die es fertig gebracht hatten, dass sich zwei parallele Wege, die 100 Meter auseinanderliegen sollten, überkreuzt haben :-)

Das Fazit unserer Reise war: „Con los pocos recursos que tuvimos hemos hecho lo mejor posible – mit den wenigen Mitteln, die uns zur Verfügung standen, haben wir das best mögliche erreicht“. Nach langer und UV Strahlen intensiver Ruckreise kam ich gestern Nachmittag wieder in Pucallpa an. Für mich war es bisher die längste und ich glaube auch beste Reise mit AIDER. Ich habe für mich persönlich viel mitgenommen. Auf der einen Seite ist da die langersehnte Arbeit und Verantwortung, die mir nun endlich gegeben wurde. Auf der anderen Seite habe ich mich einmal mehr mit den Vorurteilen, die sich gegen die Shipibos richten, auseinandergesetzt.





Morgenstimmung



Holzwirtschaft am Ucayali

Dienstag, 3. Mai 2011

April

Schon über einen Monat ist es her, dass ich von mir hören ließ, der April ist schon vorbei und es ist viel passiert. Heute ist bereits schon Anfang Mai. Meine letzten drei Monate fangen langsam an und ich muss mir langsam aber sicher schon wieder Gedanken über meine Rückker nach und mein Leben in Deutschland machen. So sind schon erste Bewerbungen für einen Platz im Studentenwohnheim in Aachen abgeschlossen, parallel beginnt zumindest die Suche nach Kontakten, die mir die Wohnungssuche in Aachen erleichtern können, und am 9.5. werde ich mich auf einen Platz für den Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen / Maschinenbau an der RWTH bewerben.

Doch auch wenn wöchentlich mehr Gedanken nach Deutschland gehen, sind mindestens genauso viele bei meinem Leben hier in Pucallpa. Dieses entwickelt sich immer weiter, mein soziales Netzwerk baut sich immer weiter aus und ich fühle mich trotz der vielen Rückschläge, die ich bei AIDER einstecken musste, immer wohler. Ein Grund dafür mag sein, dass ich in den letzten Wochen sehr viel über meine gesamte Situation nachgedacht habe. Ich glaube, dass ich begonnen habe zu verstehen, was mir weltwärts wirklich bringt. Es geht nicht, wie ich vorher dachte, nur darum, auf seinem Einsatzplatz möglichst erfolgreich zu sein und etwas bewegen zu können, sondern viel mehr um eine kritische Auseinandersetzung mit sich selbst, mit dem vorherigen Leben in Deutschland und seinem persönlichen Verhalten in einer fremden Kultur. Es geht nicht unbedingt darum, dass man hier möglichst vielen Menschen hilft. Das wäre zwar gut und auch erwünschenswert, doch in meiner Rolle als Freiwilliger ist dieses Ziel zu hoch gesteckt. Vielmehr muss ich nun meine Erfahrungen reflektieren, sie mit nach Deutschland nehmen und versuchen, sie auf mein Leben und das meiner Freunde und Verwandten anzuwenden. Durch viele Gespräche mit meinem Mitbewohner Laszlo über dieses Thema habe ich nun auch verstanden, die Frustration auf der Arbeit nicht zu dicht an mich heranzulassen. Ich muss versuchen, das Positive in den Vordergrund zu stellen. Ich habe nämlich, was ich mir in letzter Zeit viel zu wenig klar gemacht habe, doch einiges gelernt bei AIDER. Dies fängt bei der Forstwirtschaft an, geht über NGO-Arbeit im Allgemeinen und reicht bis zu den neuen Erkenntnissen, die ich in den Shipibo Gemeinden erlangen konnte.

Wie eben bereits erwähnt habe ich auch durch viele Gespräche mit Laszlo diesen Selbstreflexionsprozess durchlaufen. Ich habe in letzter Zeit sehr viel mit ihm unternommen. Wir gingen abends zusammen feiern, saßen oft bei uns im Garten und erkundeten die zwar bescheidene, aber tatsächlich vorhandene Kulturwelt von Pucallpa. Es tut sehr gut, einen Kumpel hier zu haben, der mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat (Arbeit), mit dem man aber zusammen über diese Probleme reden, über sie hinwegsehen und das Positive sehen kann. Es geht mir also momentan recht gut hier in Pucallpa. Da stört es mich auch nicht mehr so stark, dass ich wohl den Rest meiner Zeit in Peru hier in der Stadt bleiben werden und keine privaten Reisen mehr unternehme. Dadurch habe ich auch die Möglichkeit, die nähere Umgebung von Pucallpa genauer zu erkunden. Mit meinem Kumpel Alex machte ich vor einiger Zeit einen Wochenendausflug in „den Wald“. Wir liehen uns ein Holzboot mit zwei Paddeln und erkundeten den zu der Zeit noch hoch überschwemmten Wald in der Nähe der Lagune Yarinacocha. Mit Glück fanden wir einen kleinen Flecken Erde, auf dem wir unser Zelt aufschlagen konnten, und verbrachten eine unvergessliche Nacht – zwar nicht in primärem Urwald – doch mit einem Lagerfeuer, gutem Essen, den Geräuschen der Selva und absolut abseits von anderen Menschen. Ein wirklich super Abenteuer.

Das hat mir so gut gefallen, dass ich ein ähnliches Camp auch mit Christian und seinem Kumpel Philip unternahm. Christian, mit dem ich zusammen zur Schule ging, bereits vor eineinhalb Jahren mit dem Rucksack durch Südamerika gereist bin und in Zukunft auch zusammen in Aachen studieren möchte, besuchte mich mit einem Kumpel für etwa eine Woche hier in Pucallpa. Beide sind momentan als Freiwillige in Kolumbien beschäftigt und somit meine Kollegen. Wir verbrachten eine nette Zeit hier in Pucallpa und ich denke, dass ich ihnen ein gutes und einigermaßen vollständiges Bild von meiner Stadt verschaffen konnte.

Nun möchte ich noch ein paar Worte zu meiner Arbeit verlieren. In letzter Zeit haben mich die Unterbeschäftigung und Perspektivlosigkeit nicht mehr so sehr gestört, da ich, wie oben beschrieben, versucht habe, mir private Alternativen zu suchen und das Positive in den Vordergrund zu stellen. Dazu muss ich aber auch sagen, dass sich Manuel bemüht hat, mir eine regelmäßige Beschäftigung zu geben. So habe ich in den letzten Tagen oft auf der Baustelle des Centre de Acopio gearbeitet. Das war zwar sehr anstrengend, doch man hat, was mir so gut gefällt, einen Unterschied zwischen Vorher und Nachher sehen können. Außerdem ermöglichen die sinkenden Wasserstände des Ucayali nun immer mehr Reisen in die Gemeinden. Deswegen denke ich, dass ich in den letzten drei Monaten noch einige Male die Möglichkeit haben werde, an solch einer Reise teilzunehmen. Da mir diese Reisen bis jetzt immer sehr gut gefallen haben, blicke ich also ohne Sorgen auf die letzten Arbeitswochen bei AIDER.

Vom Camping Fieber gepackt, fuhr ich schließlich letztes Wochenende mir Alex nach San Alejandro wo wir einen Tag lang einen wie er sagt „Explorer“ durchgeführt haben. Das heißt, dass wir das Gebiet um und die Begehbarkeit des Rio San Alejandro erkundet haben, um dort bald eine mehrtägige Wanderung durchzuführen. Eine super Aktion. Ich freue mich auf das Camping! Dieser unvergessliche Tag wurde von einem Schauspiel am Himmel, das ich mit meine Kamera einfangen konnte, abgeschlossen.

unser "Explorer" - hier werden wir bald campen




Aprilwetter???

Dienstag, 22. März 2011

Endlich Neues aus Peru - meine Familie zu Besuch

Die eineinhalb Wochen nach dem Zischenseminar in Pucallpa gingen recht schnell vorbei. Mein Plan, noch einige Tage in eine Comunidad, genauer nach Sinchi Roca in das Shiringa Projekt, zu fahren, viel im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Ganz Peru und vor allem Pucallpa erlebt dieses Jahr eine sehr ergiebige Regenzeit und damit verbunden ein noch nie vorher in dieser Form gesehenes Hochwasser. In Sinchi Roca war so kein Besuch möglich. Ich ging so die Woche über ab und an ins Buero, blieb aber auch öfters mal zu Hause, da wie immer nichts für mich zu tun war. Ich zog es vor mir und meinem Körper Gutes zu tun, bereitete mich auf einen 7 Kilometer Marathon vor, den ich dann leider auf Grund einer plötzlichen Magenverstimmung nicht wahrnehmen konnte und besuchte die überschwemmten (Wohn)Gebiete an der Yarinacocha.

Und plötzlich war schon Sonntag, der 27. Februar. Ich wartete am Flughafen auf Besuch aus Deutschland. Am frühen Nachmittag kamen meine Mutter und mein Bruder in Pucallpa an. Wir verbrachten die nächsten Tage zusammen in Pucallpa und machten uns anschließend auf Reisen.

Teil 1 : Pucallpa

Der Sonntag war einer der wenigen Tage in diesen Wochen, in denen Pucallpa Sonne geschenkt wurde. Wir drei machten einen kurzen Spaziergang durch Yarina und an die Lagune und mussten hautnah miterlben, dass dieser Sonntag der letzte und damit wichtigste Tag des "Carnaval Ucayalino" war. In Peru bedeutet hautnah, dass man an jeder Strassenecke mit Wasserbomben abgeworfen und wenn man nicht aufpasst auch mit Farbe beschmiert wird. Für meine Mutter und meinen Bruder war es natuerlich super, meine sowieso schon besondere Stadt an so einem besonderen und schönen Tag zum ersten Mal kennenzulernen.

Am nächsten Tag zeigte ich ihnen mein Büro und die Innenstadt von Pucallpa. Als einen der Höhepunkte hatte ich eine einstündige Bootsfahrt durch den Hafen von Pucallpa geplant. Mit dem Peke Peke ging es den Ucayali hinauf und in den Nebenfluss "Manantay", an dem sich unzaehlige kleine Sägewerke angesiedelt haben. Die Bootsfahrt war super, doch am Himmel braute sich bedrohliches zusammen. 3 Minuten bevor wir wieder das Land erreichten, öffnete er seine Pforten und ließ uns innerhalb von Sekunden bis auf die Haut durchweichen. So einen heftigen und lange andauerneden Regen habe ich selbst in Pucallpa erst selten erlebt. Für mich war es auch das erste Mal, dass ich komplett druchnässt bin. Deshalb hieß es erst einmal so schnell wie möglich ins Hotel, beziehungsweise nach Hause zu fahren, um zu Duschen und Klamotten zu wechseln.

Ein weiterer Höhepunkt des Pucallpa Aufenthaltes sollte ein Tagesausflug nach Calleria sein. Am Dienstag viel der Ausflug ins Wasser - den ganzen Tag Dauerregen - doch am Mittwoch war es so weit. Mit Jacob und einem seiner Söhne fuhren wir nach Calleria. Die Strecke war dieses Mal noch schöner als letztes Mal, da der Fluss nochmal um etwa einen Meter angestiegen ist und wir diemal teilweise querfeldein durch den Wald fahren konnten. Wirklich bezaubernde Bilder. Calleria zeigte auch wieder ein ganz Neues Gesicht. Die gesamte Comunidad war überschwemmt. Für uns als Beobachter ein beeindruckendes Bild, doch für die Comuneros eine Katastrophe. Das Hochwasser hat dieses Jahr eine Höhe erreicht, wie man es noch nie zuvor gesehen hat. Calleria wird zwar jedes Jahr überschwemmt, doch diese Jahr ist das erste Mal überhaupt Wasser in die Stelzenhäuser eingedrungen. Die meisten der Bewohner mussten nach Pucallpa fliehen, da ihre Häuser unbewohnbar sind. Nun befürchten viele, dass es im April zu einer Hungersnot kommen könnte, da auch die Felder, insbesondere die Bananenplantagen größtenteils von dem Hochwasser zerstört wurden.

Der Tagesausflug nach Calleria war für mich, meine Mutter und meinen Bruder ein super Erlebnis, doch er machte auch nachdenklich. Die Bewohner Callerias stehen nun vor einem sehr schwierigen Jahr. Keiner weiß genau, wie es weiter geht.

Teil 2 : Lima

Nach einem großen gemeinsamen Abendessen bei mir zu Hause flogen wir drei am Donnerstag Morgen nach Lima. Lima - das ist nicht nur die Haupstadt Perus, sondern mit etwa 9 Millionen Einwohnern Weltmetropole und eine der größten Städte des Kontinents. Lima versteckt sich vor allem in den peruanischen Wintermonaten in einer grauen und wenig einladenden Dunstwolke, die vom Meer her die gesamte peruanische Küste einhüllt. Dann scheinen das Grau und die Tristesse auf die Stadt abzufärben. Lima lädt dann nicht zum Verweilen ein. Doch wenn sich im peruanischen Sommer der Küstennebel auflöst und der Stadt jeden Tag Sonne bei angenehmen Temperaturen um 26 Grad schenkt, verändert Lima sein Gesicht. Man bekommt Lust hinter die Betonmauern zu schauen und man kann wirklich vieles entdecken.

Wir kamen in Lima an und erkundeten zunächst den Stadtteil Miraflores, den fast alle Touristen für ihre Unterkunft auswählen. Für mich persönlich bietet dieser Stadtteil nicht besonders viel. Das mag zum Einen daran liegen, dass ich hier schon viele Male zuvor gewesen war. Zum anderen merkt man hier aber kaum, dass man sich in einem Land befindet, indem einigen Quellen zufolge immer noch bis zu 50 Prozent der Bevölkerung in Armut leben. Es ist zwar für das Land gut, dass die Wirtschaft vor allem in den letzten Jahren rasant wachsen konnte, doch trotzdem verzerren Miraflores und viele andere Stadtteile Limas in meinen Augen das Bild dieses Landes. Das soll nicht heißen, dass ich Armut sehen und mich an ihr "aufgeilen" will (ich habe so etwas bei Weltwärtslern schon oft gesehen, nach dem Motto..."bei mir sind die Leute aber viel ärmer als bei dir") doch muss ich sagen, dass ich für mich persönlich viel mehr aus ärmeren Regionen dieses Landes mitnehmen kann als zum Beispiel aus Miraflores. So war es zum Beispiel sehr interessant durch La Victoria zu laufen. Wenn dieser Stadtteil überhaupt in deutschen Reiseführerern auftaucht, dann wird sicherlich so etwas wie "höchste Diebstahlgefahr - gefährlich" drin stehen. Wir wurden nicht beklaut und leben auch noch und konnten nebenbei einen Teil von Lima sehen, der wahrscheinlich den Alltag einer Vielzahl der Bewohner dieser Stadt wiederspiegelt. Anschließend bummelten wir noch durch den Kleider- , Copy-DVD- und Ramschmarkt "Polvos Azules". Auch ein sehr interessantes Erlebnis.


die zwei Gesichter Lima´s

Am Freitag fuhren wir mit dem Bus nach Pisco. Die Stadt Pisco wurde von einem starken Erdebeben größtenteils zerstört. Das Beben der Stärke 8,0 hatte die Stadt am 15. August 2007 getroffen und unzähligen Menschen das Leben gekostet. Pisco wurde in den letzten Jahren teilweise wieder aufgebaut, doch man sieht noch deutlich die Folgen der Katastrophe und viele Menschen leben bis heute in notdürftigen Holzunterkünften. Unsere Motivation, diesen Ort zu besuchen waren die "Islas Ballestas". Es handelt sich dabei um eine kleine Inselgruppe, die wenige Kilometer vor der Küste liegt und den Ruf hat, ein alternativ-Galapagos zu sein. Hier tummeln sich unzählige Seevögel, Pinguine und Seelöwen.

Als wir an der Bushaltestele ankamen, wurden wir bereits von einem Typen erwartet, der sich als Mitarbeiter des Hotels, das ich einen Abend zuvor in Lima gebucht hatte, ausgab. Er fuhr mit uns ins Hotel, wir mussten die Fahrt bezahlen, und angekommen führte er uns sehr nett in unser Zimmer. Anschließend wollte er uns eine Bootstour für den nächsten Tag verkaufen und wir nahmen das Angebot an, da wir ja deswegen überhaupt nach Pisco gekommen waren. Er nannte uns einen Preis von 70 Soles pro Person. Dort wurde ich das erste Mal stutzig. Das war doppelt so teuer, wie es in meinem (wirklich guten) Reiseführer steht. Da es aber schon spät war nahmen wir wie gesagt das Angebot an und bezahlten das Geld.

Kurz darauf wollte ich noch kurz etwas auf der Straße zum Essen kaufen. Als ich an einer Touristenagentur vorbei ging, fragte ich aus Interesse nach dem Preis für eine Bootstour am nächsten Morgen. Als man mir 35 Soles als Preis nannte, wurde mir alles klar. Wir waren "Opfer" eines Schleppers geworden, der anscheinend erfolgreich ein paar Extra-Soles verdient hatte. Später stellte sich heraus, dass das Hotel unseren Namen an den Typen weitergegeben hatte, was uns natürlich sehr verärgerte. Lange Rede kurzer Sinn - Ich habe den Typen dann gesucht und schnell gefunden, das Geld zurück verlangt, mir ein bisschen sein Gelaber über bessere Boote und Autos angehört und dann die gleiche Tour im nächsten Büro für 40 Sol pro Person gebucht. Die Tour war natürlich identisch und ich hatte sogar den Eindruck, dass wir letzten Endes die besten Boote hatten.

Man kann aus diesem Erlebnis zweierlei Erkenntnisse mitnehmen. Einerlei ist es dem Schlepper zu gönnen, dass er anscheinend erfolgreich Geld aus den Taschen der meist wohlhabenden Touristen abzwacken kann. Der Tourismus ist nach dem Bergbau Perus zweitgrößter Wirtschaftszweig. Doch dadurch hat er in meinen Augen Ausmaße angenommen, die mir nicht mehr gefallen. Die andere Erkenntnis ist, dass man an solchen Orten nur noch verarscht wird und in der Figur des Touristen als Melkkuh wahrgenommen wird. Ich bin mir persönlich nicht sicher, ob so ein Bild vom Touristen förderlich für Peru ist. Zwar kann ich nicht wirklich böse auf den Schlepper sein. Er tut genau das, was wahrscheinlich auch jeder von uns in seiner Situation machen würde. Doch ich habe dadurch, dass ich immerhin ein Jahr in diesem Land lebe und schon viele andere Seiten kennenlernen konnte, den Anspruch, nicht als 0-8-15 Tourist aufzutreten.


mysteriöse Geoglyphen - die Bedeutung ist bis heute ungeklärt

Die Inseln an sich waren dann aber ein sehr tolles Erlebnis. Die Vielfallt der Vögel und vor allem die Anzahl in der sie Auftreten sind hier wirklich einzigartig. Insgesamt hat sich der Ausflug gelohnt.







Artenvielfalt auf den Islas Ballestas

Hier wird "Guano" - Vogelscheiße - abgebaut. Der Rohstoff ist weltweit begehrter Biodünger

Zurück nach Lima kamen wir am Samstag Nachmittag. Das einzig spannende dieses Tages war die Ankunft meines Vaters. Mein Bruder und ich holten ihn Abends am Flughafen ab, fuhren mit ihm ins Hotel und gingen eigentlich direkt schlafen.

Am nächsten Morgen kam Alois Kennerknecht in unser Hotel. Der Deutsche, der schon seit vielen Jahren in Lima wohnt, machte mit uns an diesem Tag seine Alternative Stadtrundfahrt. Ich hatte diese bereits bei meinem Einführungsseminar im August mitgemacht. Diejenigen, die diesen Blog lesen, wissen, dass ich sehr beeindruckt war. Nun wollte ich auch meine Familie durch die jungen Dörfer Limas führen. Außerdem begleitete uns auch noch mein Kumpel Alex aus Pucallpa, der zufällig zur gleichen Zeit in Lima war. Wir machten im Prinzip die gleiche Tour, die ich auch schon im August gemacht hatte. Wer genaueres über die Tour wissen möchte, kann ganz zum Anfang des Blogs blättern. Für uns alle war die Tour auf jeden Fall eine gelungene Aktion. Ich konnte einmal mehr diese andere Seite von Lima auf mich einwirken lassen und meine Familie konnte ihr einseitiges Bild Limas, nämlich das, welches der Stadtteil Miraflores vermittelt, ein wenig vervollständigen.

größter Freidhof der Welt?



Teil 3 : Bolivien

So ging die Zeit in Lima recht schnell vorbei. Am Montag Morgen ging es sehr früh mit dem Flugzeug nach Juliaca. Die auf 3800 Metern liegende Stadt zählt etwa 220.000 Einwohner. Für uns war sie aber nur Durchgangsstation, denn wir wollten am gleichen Tag noch die bolivianische Grenze und den Wallfahrtsort am Titicacasee "Copacabana" erreichen. Dort angekommen suchten wir uns ein Hotel und mussten uns erst einmal von der langen Reise erholen. Die Höhe darf man einfach nicht unterschätzen. Mein Bruder spuckte zwar große Töne, "ich merk die Höhe gar nicht, was los?", doch später sollten wir etwas Besserem belehrt werden.

Die Stadt Copacabana liegt an einer malerischen Bucht des Titicacasees. Für die meisten Touristen ist sie Ausgangspunkt für die Sonneninsel, doch wir hatten leider keine Zeit sie zu besuchen. Ihren Namen hat die Stadt übrigens nicht von dem berühmten Strand in Rio de Janeiro, sondern es ist genau anders herum. Der religiös bedeutende Ort am See hatte vor vielen Jahren einmal in Rio de Janeiro eine kleine Kirche gebaut, woraufhin der Strand nach der bolivianischen Stadt benannt wurde.

Die Nacht in Copacabana war dann leider nicht mehr so schön wie der vorhergegangene Nachmittag. Meine Eltern mussten sich beide übergeben, konnten sich vor Kopfschmerzen kaum bewegen, mein Bruder wurde plötzlich auch ganz still in seiner Ecke und auch ich hatte eine sehr unruhige Nacht mit wenig Schlaf. Wir entschieden uns also den darauffolgenden Tag direkt nach La Paz zu fahren. La Paz liegt zwar nicht bedeutend tiefer als Copacabana, doch bietet eine Großstadt doch einige Annehmlichkeiten, die einen das Genesen deutlich leichter fallen lassen. Wir mieteten uns in einem recht schönen und angenehmen Hotel ein und genossen den ersten Nachmittag in der Stadt. Am nächsten Tag ging es allen schon viel besser und wir konnten die Stadt zu Fuss erkunden.

La Paz hat den Regierungssitz und ist bekannteste Stadt Boliviens (Hauptstadt ist Sucre!). Sie liegt spektakulär in einem riesigen, steil abfallenden Talkessel. An den tiefsten Stellen der Stadt befinden sich die Wohnviertel der Wohlhabenden und das Geschäftszentrum, während sich an den Hängen die Häuser der (ärmeren) Bevölkerung hinaufziehen. Ich hatte diese Stadt ja schon 2009 mit meinem Kumpel Christian besucht, war damals schon total beeindruckt und konnte meine Begeisterung nur bestärken. Hier existiert einfach eine ganz besondere und einzigartige Vermischung aus andiner und indigener Kultur mit modernem westlichen Leben.

La Paz von El Alto aus


Plaza Murillo

Für den nächsten Tag hatten mein Vater, mein Bruder und ich uns für eine Mountainbike Tour auf dem Camino de la Muerte, der Straße des Todes, eingeschrieben. Noch im Dunkeln verließen wir unser Hotel, trafen unsere Gruppe und fuhren mit dem Minivan der Agentur auf den 4650 Meter hohen und schneebdeckten La Cumbre Pass, von wo der spektakuläre Downhill losging. Es ging zunächst mehrere Kilometer stets bergab über eine asphaltierte Straße. Wir starteten in eisiger Kälte, fuhren durch unangenehme Regenschauer und kamen doch gut gelaunt an dem Abzweig zur eigentlichen Todesstraße an. Ab hier ist die Straße nur noch einspurig und nicht asphaltiert. Glücklicherweise gibt es auf der Straße keinen Autoverkehr mehr, was ihr wenigstens ein wenig ihrer Gefahr nimmt. Trotzdem muss man ununterbrochen hochkonzentriert sein. Angesichts der 500 Meter tiefen Abgründe an der linken Seite viel einem dieses jedoch nicht besonders schwer. Die Strecke führte durch Wasserfälle und an wunderschönen Landschaften vorbei hinunter bis in den tropischen Regenwald. Wir hatten an dem Tag über 3000 Höhenmeter zurückgelegt und einen Temperaturunterschied von mindestens 30 Grad druchlaufen. Nicht eingeplant und auch nicht ungefährlich waren zwei Bergrutsche, die unsere Fahrt unterbrachen. Wir mussten unsere Fahrräder am Abrgrund entlang über rutschiges Gestein tragen, stets mit einem Blick nach Oben, weil der Berg noch "rutschte". Es waren alle froh, als wir diese Hindernisse unbeschadet überwunden hatten.

Die Befahrung der Todesstraße mit dem Mountainbike ist ein absolut lohnenswertes Abenteuer. Die spektakulären Landschaften und der Adrenalin-kik sind wirklich einzigartig. Für mich war es bereits das zweite Mal, dass ich diese Straße befahren habe. Die Bilder und Gefühle werde ich sicherlich nicht so schnell vergessen.

Teil 4 : Arequipa

Arequipa, die weiße Stadt, liegt im Süden Perus auf etwa 2300 Höhe. Sie hat etwa 1 Millionen Einwohner und ist somit die zweitgrößte Stadt des Landes. Wir kamen in einem netten Hotel unter und erkundeten nach einer erholsamen ersten Nacht (von La Paz aus waren wir etwa 12 Stunden im Bus unterwegs) das historische Zentrum der Stadt. Arequipa gilt als eine der schönsten Städte Perus und zumindest das historische Zentrum betreffrend kann auch ich dies bestätigen. Doch zieht diese Schönheit ähnlich wie Cusco auch Touristen aus aller Welt an. Die Stadt hat dementsprechend viel von ihrer Ursprünglichkeit verloren. Um den Hauptplatz herum tummeln sich Touranbieter neben teuren Schnick-Schnack-Läden. Das Zentrum Arequipas steht für mich ähnlich wenig repräsentativ für Peru wie Limas Stadtteil Miraflores. Trotzdem verbrachten wir einige schöne Tage in der Stadt. Mein Bruder und ich trafen uns einige Male mit meinen Freiwilligen Kollegen und machten am Samstag das Nachtleben Arequipas unsicher.



das historische Zentrum von Arequipa

Höhepunkt für viele Arequipa Bereisende und auch für meinen Vater und mich war der Colca Canyon. Obwohl davon abgeraten wird, buchten wir nur eine Eintagestour. Wir wollten so unnötige Stopps an "Touristenfallen" vermeiden, denn wir erwarteten auf Grund der gewonnen Eindrücke in der Stadt eine sehr touristische Tour. Dies bestätigte sich dann auch. 20 Sol fürs Mittagessen, Touristen Ticket und so weiter trübten ein wenig den Ausflug. Getrübt wurde er auch durch schlechtes Wetter. Eigentlich gilt der Colca Canyon als einer der besten Orte Perus um den Condor zu beobachten. Als wir am Cruz del Condor, dem Condor-Kreuz, ankamen, sahen wir durch den dichten Nebel kaum unsere Hände vor den eigenen Augen. Der Condor kann bei so einem Wetter nicht fliegen, da er durch Sonnenenergie erzeugten Auftrieb für seinen Flug benötigt. Zwar konnten wir aus dem Bus die tolle Landschaft des zweittiefsten Canyons der Welt beobachten, doch waren wir schon etwas traurig, dass ausgerechnet wir so einen bedeckten Tag erwischt hatten. Auf dem Rückweg konnten wir dann wenigsten aus der Ferne noch 2 Exemplare des größten Vogels der Welt erblicken. Wenigstens etwas.

die Tour begann im Schnee...

Chivay ist das Eingangstor in den Colca Canyon

Viscacha


Terassenbau im Colca Canyon - der Canyon gilt als eine der fruchtbarsten Regionen Perus


mit bis zu 3 Metern Flugelspannweite ist der Condor der größte Vogel der Welt

Ehrlich gesagt hatte ich von dem Colca Canyon mehr erwartet. Mehr noch als das schlechte Wetter trübte die sehr touristische Führung den Tag. Letzten Endes waren wir sehr froh, dass wir uns für die Eintagestour entschieden hatten. Trotzdem hat sich der Ausflug gelohnt und es bleiben ein paar Eindrücke hängen.

Teil 5 : Lima und Oxapampa

Zurück nach Lima ging es mit dem Flugzeug. Wir hatten noch eine Nacht und den darauffolgenden Mittwoch, bevor meine Familie Abends die Heimreise antrat. Wir genossen noch einmal einen Tag in Lima, aßen auf dem Zentralmarkt, fuhren auf den Cerro San Cristobal hinauf und ließen bei einem Saft in Miraflores den Urlaub ausklingen.



Insgesamt habe ich die Zeit mit meiner Familie genossen. Es war zwar schon etwas komisch, dass für eine begrenzte Zeit meine beiden Leben irgendwie vereint wurden. Das verlief natürlich cniht immer spannungsfrei doch insgesamt hatten wir echt eine positive Stimmung.

Für meine Familie ging es also mit einem Zwischenstopp in New York wieder zurück nach Deutschland. Für mich war der Urlaub noch nicht ganz zu Ende. Ich hatte noch etwa eineinhalb Wochen Zeit. Erstmal blieb ich ein paar Tage in Lima. Ich traf andere Freiwillige und genoss für ein paar Tage das Nichts-Tun. Am Samstag dann kam Marie, eine Freiwillige aus Oxapampa, nach Lima. Wir verbrachten ein paar Tage, gingen viel Surfen und hatten eine nette Zeit. Ich war auch mal wieder seit langer Zeit im Kino. Am Montag ging es dann mit dem Bus zu Marie nach Oxapampa.

Oxapampa liegt auf etwa 1800 Metern Höhe in der Selva Central. Ich verbrachte ein paar wirklich nette Tage mit Marie und ihrem Mitfreiwilligen Janek. Wir machten leckeres Essen, waren viel draußen, fuhren Fahrrad und ich lernte mal wieder ein paar neue Freiwillige von anderen Organisationen kennen. Die Zeit verging schnell, doch ich kam richtig erholt wieder zurück nach Lima und anschließend nach Pucallpa.



Ich war so insgesamt fast 4 Wochen unterwegs. Es war mal wieder ein toller Urlaub mit unterschiedlichsten Eindrücken. Ich konnte jetzt auch endlich wieder mit meiner neuen gebrauchten Spiegelreflex Fotos machen.